Herr Rund, Herr Glückauf, Frau Lindner, Frau Höcker, Frau Brösel, Pflegerin (Monika), Pfleger (Frank)
Pflegerin
„Guten Morgen. Wunderschönes Wetter heute. Wir wollen jetzt alle gemeinsam frühstücken.“
Frau Lindner
„Ich will jetzt nach Hause. Wo sind meine Koffer?“
Pflegerin
„Wir sind doch hier zu Hause. Jetzt gibt es Frühstück. Sehen Sie, Frau Lindner, hier ist Kaffee. Und dazu eine Scheibe Toastbrot.“
Frau Lindner
„Hier sind wir zu Hause? Wo ist Alfred? Ist er in der Küche?“
Pflegerin
„Alfred ist doch schon im Himmel. Kommen Sie, Frau Lindner. Jetzt erstmal was essen.“
Frau Lindner
„Ist das wieder echter Bohnenkaffee oder Muckefuck?“
Pflegerin
„Echter deutscher Filterkaffee. Einfach probieren.“
Herr Rund
„Bald kommen die Russen. Mein Vater hat das früher schon gesagt. Im Fernsehen habe ich es gesehen. Die Russen greifen an. Wir müssen bald fliehen.“
Pfleger
„Im Fernsehen zeigen sie doch nur Bilder von der Ukraine. Die Russen haben die Ukraine überfallen. Aber die kommen nicht zu uns. Wir haben ja die Nato.“
Herr Glückauf
„Das meinen Sie, junger Mann. Wenn der Iwan angreift, steht er in wenigen Stunden am Rhein. Wir haben kein richtiges Militär mehr.“
Pfleger
„Und trotzdem haben wir doch die Nato. Die Russen kämen ja nicht einmal durch Polen; sofort würden sie von Nato-Truppen aufgehalten.“
Frau Höcker
„Die Pollacken haben unser Land geklaut. Die sind immer nur am Klauen. Unsere Autos, unsere Häuser…“
Pflegerin
Unterbricht: „Aber Frau Höcker, sie sind doch in Deutschland geboren und in Sicherheit. Die Polen sind unsere Freunde. Das sehen Sie doch im Fernsehen.“
Frau Höcker
„Papperlapapp. Wer glaubt denn an das blöde Fernsehen? Ihr jungen Leute habt ja keine Ahnung. Mein Vater kam aus Breslau. Das ist und war Deutsch. Heute nennen es die Pollacken und die Fernsehleute ‚Wroclav‘. Solch ein hässliches Wort. Geklaut haben sie alles…“
Pflegerin
„Kommen Sie, Frau Höcker. In Breslau leben ja gar keine Deutschen mehr. Jetzt wollen wir gemeinsam frühstücken.“
Herr Glückauf
„Wenn Frau Höcker Recht hat, hat sie Recht. In Deutschland haben wir das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das steht im Grundgesetz. Nur unsere Politiker halten sich nicht daran. Wer nicht die offizielle Meinung hat, wird bestraft— Oder kommt ins Altersheim, hä, hä, hä…“
Er lacht über seinen Witz.
Pfleger
„Ist ja gut, Herr Glückauf. Auch im Pflegeheim können Sie wählen. Ganz frei und geheim. Wir wollen jetzt frühstücken, wie Monika gesagt hat.“
Frau Brösel
„Und unsere gute Egerländer Musik wird nicht mehr gespielt. Sie summt eine Melodie. Sind wir überhaupt noch in Deutschland? Oder in der Tschechei? Wo ist unsere Heimat?“
Pfleger
„Das heißt doch Tschechien, Frau Brösel.“ (Frau Brösel schüttelt energisch den Kopf)
Pflegerin
Zum Pfleger: „Komm Frank, lass es. Du weißt doch, dass das keinen Sinn hat. Wir werden jetzt mit unseren Leuten fröhlich frühstücken…Aber, Herr Rund (dieser schießt Papierkügelchen auf Frau Lindner), wir sind doch nicht im Krieg. Bitte schießen Sie nicht auf Frau Lindner!“
Herr Rund
„Wir müssen üben, wenn der Iwan kommt. Da müssen alle helfen, Jung und Alt. Da brauchen wir einen neuen Volkssturm. Aber Ihr seid ja so verweichlicht…(Er schaut die Pflegerin und den Pfleger verächtlich an). Mit Euch kann man keinen Krieg gewinnen.“
Pfleger
„Jetzt reicht es. Bitte hören Sie sofort auf.“
Frau Lindner
„Ich will endlich nach Hause.“ (Summt die Egerländer Melodie von Frau Brösel.
Modernes Theater – Erste Szene – Die Demonstration
Ein großer Platz mit vielen Menschen allen Alters, mehrerlei Geschlechts, unterschiedlich gekleidet. Etwa die Hälfte tragen Masken. Mitten auf dem Platz ist ein Podium mit einem Mikrofon aufgebaut. Davor hängen Plakate.
1. Junge Frau mit Plakat
Schreit: „Impfen, impfen, impfen. Querdenker sind Nazis. Fuck Nazis.“
Ihre Begleiter (junge Männer und Frauen, aber auch einige ältere)
„Impfen, impfen, impfen. Querdenker sind Nazis. Fuck Nazis.“
Leute gegenüber, verschiedenen Alters und Geschlechts
„Hoffentlich hört diese Scheiße bald auf. Ständig die blöden Einsätze. Kein Privatleben mehr. Diese Scheißdemonstrationen gehören verboten.“
2. Polizist
Lacht unter dem Helm: „Aber Herr Kollege, wir sind schließlich Demokraten. Haben doch in der Polizeischule gelernt, dass das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit ganz wichtig ist.“
1.Polizist
„Herr Kollege, wollen Sie mich verarschen? Gehören Sie auch zu den Führungsspitzeln, die die eigenen Kollegen denunzieren?“
2. Polizist
„Gott bewahre. Ich habe das nur ironisch gemeint. Mir gehen die ständigen Demonstrationen doch auch auf den Geist. Da steht Meinung gegen Meinung. Alle haben gute Argumente. Und niemand kennt die Wahrheit.“
1.Polizist
„Haben Sie denn keine Meinung? Haben Sie Virenangst? Oder gehören Sie auch zu den Scheißgrünen oder Sozis?“
2. Polizist
„Na, na, nur nicht politisch werden. Wir haben gelernt, dass wir unsere Pflicht erfüllen müssen. Und uns bei politischer Betätigung zurückhalten sollen. Wir müssen unter einem grünen Innenminister genauso dienen wie unter einem schwarzen.“
1.Polizist
„Oder unter einem braunen. Stimmts?“
2. Polizist
„Sie sind ein seltsamer Kollege. Ich glaube nicht, dass wir Freunde werden. Hauptsache, dass wir gemeinsam unsere Pflicht tun!“
1. Polizist
Murmelt: „Ja, stimmt.“
Die 2. Junge Frau steigt auf das Podium und ergreift das Mikrofon. Auf dem gesamten Platz herrscht lautes Rufen und Schreien. Plakate werden geschwenkt.
2. Junge Frau
Schreit in das Mikrofon: „Wir haben eine Pandemie. Ringsherum und in unseren Nachbarländern sterben Menschen. Weil sie sich nicht impfen lassen. Die Gestorbenen könnten alle noch leben. Und Ihr Idioten und Querdenker seid schuld daran! Wo ist Euer Hirn geblieben? Habt Ihr überhaupt eins? Unsere Krankenhäuser und Intensivstationen laufen bald über. Wegen Euch! Lasst Euch endlich impfen! Ihr tötet die Menschheit!“ Sie schreit immer lauter, wie in Ekstase.
Allgemeines Geschrei vieler Menschen, einige halten Plakate hoch. Das Podium wird von jungen Leuten gestürmt. Es gibt eine Rangelei. Der 2. Jungen Frau wird das Mikrofon entrissen. Ein älterer Mann, Ende 50, nimmt das Mikrofon.
Älterer Mann
Ruft ins Mikrophon: „Wir wollen Freiheit. Wir sind erwachsene Bürger und keine Kindergartenkinder. Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Die Impfung hilft manchmal, aber in jedem Fall den Pharmaunternehmen. Impfschäden werden verschwiegen. Die Medien sind gleichgeschaltet. Wir erfahren nicht die Wahrheit. Wir wollen keine Gesundheitsdiktatur.“
Die Polizei bildet eine Kette und versucht, Demonstranten und Gegendemonstranten zu trennen. Ein Polizist besteigt das Podium und nimmt dem älteren Mann das Mikrofon weg.
Älterer Mann
Schreit: „Aha, die Staatsgewalt kommt. Wir dürfen nichts mehr sagen. Die Demokratie ist weg. Ich schäme mich, ein Deutscher in diesem verkommenen Land zu sein.“
1. Junge Frau
Schreit: „Dann wandere doch aus, alter Nazi. Querdenker und Coronaleugner brauchen wir hier nicht. Fuck AfD, fuck Nazis. Impfen, impfen, impfen…“