Modernes Theater – Fünfte Szene – In einem Ministerium

Modernes Theater – Fünfte Szene – In einem Ministerium

Ministerialdirigent Dr. Weber, Referatsleiterin Frömel, Referent Kühn, Hilfsreferent Scholz, Aktenbote, Minister

Ministerialdirigent 

„Frau Frömel, meine Herren, ich habe Sie an diesem Montagmorgen schon zu Dienstbeginn zur Besprechung eingeladen. Wie Sie wissen, haben wir seit letzter Woche eine neue Landesregierung. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Wir alle sind Beamte und…Entschuldigung Frau Frömel, …und Beamtinnen, nein natürlich nicht ‚und‘, sondern Beamte ODER Beamtinnen, ach, ich komme ganz durcheinander…“

Frau Frömel 

„Ist schon gut, Herr Dr. Weber. Belassen Sie es ruhig bei der männlichen Form. Ich habe kein Problem damit.“

Ministerialdirigent 

„Danke, Frau Frömel. Das macht es mir leichter. Als Beamte haben wir alle einen Diensteid geschworen. Sie wissen, was das bedeutet. Gewissenhaft sollen wir unsere Amtspflichten erfüllen. Das haben wir immer getan und werden wir auch weiterhin tun. 

Natürlich haben wir auch als Beamte eine politische Meinung. Viele gehören auch zu einer Partei, obwohl wir, wie Sie wissen, uns bei politischer Betätigung zurückhalten müssen. Wir können unsere politische Überzeugung äußern, aber nur außerhalb des Dienstes. Im Dienst sind wir zur Neutralität verpflichtet. 

Warum ich das alles sage? Alle pfeifen es von den Dächern: Unser neuer Minister gehört einer anderen Partei an als ich. Ich weiß also nicht, wie es in unserer Abteilung weiter gehen wird.“

Referent Kühn 

„Heißt das, Sie werden unsere Abteilung, in der sie neun Jahre gedient haben, verlassen?“

Hilfsreferent Scholz 

„11 Jahre. Es waren 11…“

Frau Frömel 

„Herr Scholz, Sie sind nicht an der Reihe. Es ist nicht Ihre Aufgabe, Herrn Kühn zu korrigieren.“ 

Ministerialdirigent 

Lacht. „Lassen Sie es gut sein, Frau Frömel. Ganz so unrecht haben beide Herren nicht. Ich war, das heißt, ich bin neun Jahre lang Ihr Abteilungsleiter, aber davor habe ich schon zwei Jahre den seinerzeit schwer erkrankten Herrn Altmeier, Gott hab ihn selig, als Abteilungsleiter vertreten. Macht insgesamt 11 Jahre. Da hat Herr Scholz schon Recht. 

Also, was ich sagen wollte. Ich war, das heißt, bin ja Vorsitzender in der Kommission zur Verwaltungsreform. Und unser neuer Minister war immer entschieden gegen unsere Kommissionsvorschläge. Daher könnte es sein, dass…“

Es klopft an der Tür.

„Herein. Es ist fürchterlich, dass sich gerade heute meine langjährige Vorzimmerdame Frau Wagner, krank gemeldet hat. Frau Halm, die sie vertreten soll, soll eigentlich schon da sein. Ist sie aber offenbar noch nicht. Es ist unerträglich. Diese Unordnung. Alles ist aus den Fugen geraten.“

Die Tür geht auf.

Amtsbote 

„Bitte um Entschuldigung, Herr Dr. Weber. Hier ist ein sehr dringendes Schreiben vom Ministerbüro. Ich habe Weisung, es Ihnen sofort auszuhändigen.“ Macht einen tiefen Bückling und händigt das Schreiben aus.

Ministerialdirigent

„Danke. Geben Sie schon her. Er nimmt das Schreiben und faltet es auf. Seine Gesichtszüge entgleisen. Solch eine Unversch…Was machen Sie noch hier? Danke, Sie können gehen.

Der Amtsbote geht rückwärts zur Tür und verlässt das Zimmer.

Frau Frömel, meine Herren, ich bin soeben darüber unterrichtet worden, dass ich ab sofort nicht mehr Ihr Abteilungsleiter bin. Die offiziellen Formalitäten kämen später. Also, was mache ich hier eigentlich noch?“

Es klopft erneut, und die Tür geht auf.

Ministerialdirigent 

Schreit, als die Tür langsam aufgeht: „Nicht schon wieder. Was soll denn dieser Terror…“

Minister 

„Aber, aber, mein lieber Herr Dr. Weber. Sie müssen nicht so nervös sein. Die Welt geht doch nicht unter. Ich wollte es nicht versäumen, Ihnen gleich heute früh persönlich meine Aufwartung zu machen. Es warten herausfordernde Aufgaben auf Sie!

 Er schaut die anderen Personen im Zimmer an.

Ich bin froh, Frau Frömel, dass sie in die Fußstapfen von Herrn Dr. Weber treten werden. Hoffentlich sind sie nicht zu groß für Sie! 

Er lacht. 

Grüße Sie auch, Herr Kühn. Sie werden – vielleicht – na, wir werden sehen. Und Sie, Herr…“

Hilfsreferent Scholz 

„Scholz, Herr Minister.“

Minister 

„Ach ja, der Herr Scholz. Für Sie wird sich schon etwas finden, nicht wahr, Frau Frömel?“

Frau Frömel 

Zerknirscht: „Selbstverständlich, Herr Minister.“

Ministerialdirigent 

Schüttelt die ganze Zeit den Kopf und weiß nicht, was er mit den Händen tun soll. 

„Herr Minister, das war mir schon klar, aber dass es jetzt, in dieser Form, ich weiß nicht…“ 

Er schüttelt weiterhin den Kopf.

Minister 

Klopft dem Ministerialdirigenten auf die Schulter. 

„Wird schon werden. Wir sehen uns. Ich muss weiter.“

 Er verlässt das Zimmer.

Frau Frömel 

„Herr Dr. Weber, bitte entschuldigen Sie. Ich durfte es Ihnen ja bisher nicht sagen…“

Ministerialdirigent 

Schreit: „Raus. Raus. Alle Raus. Verschwinden Sie sofort. Die Besprechung ist beendet!“

Alle gehen, und der Ministerialdirigent stützt sich schwer atmend auf seinen Schreibtisch.

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Modernes Theater in 7 Szenen – Szene 1

Die Demonstration

Modernes Theater – Erste Szene – Die Demonstration

Ein großer Platz mit vielen Menschen allen Alters, mehrerlei Geschlechts, unterschiedlich gekleidet. Etwa die Hälfte tragen Masken. Mitten auf dem Platz ist ein Podium mit einem Mikrofon aufgebaut. Davor hängen Plakate. 

1. Junge Frau mit Plakat

Schreit: „Impfen, impfen, impfen. Querdenker sind Nazis. Fuck Nazis.“

Ihre Begleiter (junge Männer und Frauen, aber auch einige ältere) 

„Impfen, impfen, impfen. Querdenker sind Nazis. Fuck Nazis.“

Leute gegenüber, verschiedenen Alters und Geschlechts

Eine ältere Frau 

„Ihr seid Idioten. Regierungsgläubige. Lasst Euch verarschen. Scheiß-Pharmaindustrie. Maskenfetischisten.“

Zwischen den beiden Lagern eine Reihe Polizisten

1.Polizist 

„Hoffentlich hört diese Scheiße bald auf. Ständig die blöden Einsätze. Kein Privatleben mehr. Diese Scheißdemonstrationen gehören verboten.“

2. Polizist 

Lacht unter dem Helm: „Aber Herr Kollege, wir sind schließlich Demokraten. Haben doch in der Polizeischule gelernt, dass das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit ganz wichtig ist.“

1.Polizist 

„Herr Kollege, wollen Sie mich verarschen? Gehören Sie auch zu den Führungsspitzeln, die die eigenen Kollegen denunzieren?“

2. Polizist 

„Gott bewahre. Ich habe das nur ironisch gemeint. Mir gehen die ständigen Demonstrationen doch auch auf den Geist. Da steht Meinung gegen Meinung. Alle haben gute Argumente. Und niemand kennt die Wahrheit.“

1.Polizist 

„Haben Sie denn keine Meinung? Haben Sie Virenangst? Oder gehören Sie auch zu den Scheißgrünen oder Sozis?“

2. Polizist 

„Na, na, nur nicht politisch werden.  Wir haben gelernt, dass wir unsere Pflicht erfüllen müssen. Und uns bei politischer Betätigung zurückhalten sollen. Wir müssen unter einem grünen Innenminister genauso dienen wie unter einem schwarzen.“

1. Polizist 

„Oder unter einem braunen. Stimmts?“

2. Polizist 

„Sie sind ein seltsamer Kollege. Ich glaube nicht, dass wir Freunde werden. Hauptsache, dass wir gemeinsam unsere Pflicht tun!“

1. Polizist 

Murmelt: „Ja, stimmt.“

Die 2. Junge Frau steigt auf das Podium und ergreift das Mikrofon. Auf dem gesamten Platz herrscht lautes Rufen und Schreien. Plakate werden geschwenkt.

2. Junge Frau 

Schreit in das Mikrofon: „Wir haben eine Pandemie. Ringsherum und in unseren Nachbarländern sterben Menschen. Weil sie sich nicht impfen lassen. Die Gestorbenen könnten alle noch leben. Und Ihr Idioten und Querdenker seid schuld daran! Wo ist Euer Hirn geblieben? Habt Ihr überhaupt eins? Unsere Krankenhäuser und Intensivstationen laufen bald über. Wegen Euch! Lasst Euch endlich impfen! Ihr tötet die Menschheit!“ Sie schreit immer lauter, wie in Ekstase.

Allgemeines Geschrei vieler Menschen, einige halten Plakate hoch. Das Podium wird von jungen Leuten gestürmt. Es gibt eine Rangelei. Der 2. Jungen Frau wird das Mikrofon entrissen. Ein älterer Mann, Ende 50, nimmt das Mikrofon.

Älterer Mann 

Ruft ins Mikrophon: „Wir wollen Freiheit. Wir sind erwachsene Bürger und keine Kindergartenkinder. Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Die Impfung hilft manchmal, aber in jedem Fall den Pharmaunternehmen. Impfschäden werden verschwiegen. Die Medien sind gleichgeschaltet. Wir erfahren nicht die Wahrheit. Wir wollen keine Gesundheitsdiktatur.“

Die Polizei bildet eine Kette und versucht, Demonstranten und Gegendemonstranten zu trennen. Ein Polizist besteigt das Podium und nimmt dem älteren Mann das Mikrofon weg.

Älterer Mann 

Schreit: „Aha, die Staatsgewalt kommt. Wir dürfen nichts mehr sagen. Die Demokratie ist weg. Ich schäme mich, ein Deutscher in diesem verkommenen Land zu sein.“

 1. Junge Frau 

Schreit: „Dann wandere doch aus, alter Nazi. Querdenker und Coronaleugner brauchen wir hier nicht. Fuck AfD, fuck Nazis. Impfen, impfen, impfen…“ 

Allgemeines Geschrei. „Impfen, impfen, impfen. Fuck Nazis, fuck AfD.“