Die Fledermaus

Bei Vollmond wird der Abend hell. 

Die Fledermäuse schwirren.

Lautlos für das Menschenohr 

kommen sie aus Mauern vor.

Die Beute sie verwirren –

und verschlucken sie dann schnell. 

Das Reisen

Wir sind klug und wir sind weise,

der Herrgott schickt uns auf die Reise.

Mancher reist in weite Fernen

und schaut zu des Südens Sternen.

Andere zu Hause bleiben,

die Nase an der Scheibe reiben.

Einige fahr‘n kurze Strecken,

schau‘n nur über Heimathecken.

Doch mit dem Sparticket zu reisen,

das gefällt nicht mal uns Weisen.

So reisen wir das ganze Leben,

solange uns die Zeit gegeben.

Und wenn einst die Reise endet,

ist unser kleines Los vollendet.

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Das Zitieren

Heute wird sehr viel zitiert –
und die Meinung scheint fundiert.

Einstein, der ist sehr beliebt;
denn den klugen Hauch er gibt.
Shakespeare, Dante und Rousseau
funktionieren ebenso.

Mao, Lenin, Seneca,
auch Picasso war schon da.
Charlie Chaplin mit viel Lust,
Plato, Goethe und auch Proust.

Eh man den Verstand verliert,
nimmst du den, der grad regiert.
Wer die Schule hat geschwänzt,
heute so beim Smalltalk glänzt.

Andre denken, du seist klug
Du zitierst – das ist genug.

Neulich war ich sehr verwirrt,
da hat jemand mich zitiert!

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#gedichte

Freundschaft

Hast du etwas Zeit für mich?

Gern. Hier ist mein Ohr für dich!

Danke, höre mein Problem:

Es ist mir nicht angenehm.

Ich hab‘ Sorgen, wenig Geld.

Diese Welt mir nicht gefällt.

Auch gesund bin ich nicht mehr;

denn das Alter spür‘ ich sehr.

Danke, dass du zugehört.

Solch ein Freund ist sehr viel wert.

#gedichte

Die Normalität

Die Normalität im Lande

gilt für viele heut als Schande.

Mann und Frau, das reicht nicht mehr.

Es sollen andre Wesen her.

Der Trump kommt jetzt als Präsident

und dabei keine Gnade kennt.

Manchen ist es eine Qual –

Doch kurz und gut: Es ist normal!

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Einfach menschlich

Einfach menschlich – Ein Gedicht von Berndt Baumgart

Am Tisch der Kröten und Insekten

sich alle Gäste lustig neckten.

Und als den Anstand sie vergaßen,

die Kröten die Insekten fraßen.

#gedichte

Überraschung

Ohne Zweifel, ohne Sorgen,

leben heute wir und morgen.

Kommt jedoch der Zweifel heute,

sind auch Sorgen da, ihr Leute.

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Daher also nicht mehr Denken,

Blicke in die Nähe lenken,

Gutes essen und auch trinken,

müde in den Traum versinken. 

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Und wenn dann die Schüsse knallen,

überall die Bomben fallen,

werden überrascht wir sagen:

Wie kann jemand solches wagen?

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#gedichte