Die Reaktionen der Anderen

 

Die Reaktionen der Anderen

Carlos, Michael, Julia und Klaus rückten allmählich zu dem Vermummten am Bootsrand hin, so dass Berndt entsetzt rief: „Passt auf, das Boot bekommt Schlagseite. Bitte nicht alle zum Bootsrand rutschen, sonst kentern wir. Bleibt bitte möglichst in der Mitte des Bootes.“ Widerstrebend hielten die anderen inne und rutschten wieder in die Mitte. Nur Julia näherte sich immer mehr dem Vermummten. Carlos rief: „Berndt hat recht. Wir hören dir gerne zu und wollen auch mit dir diskutieren. Aber zunächst möchten wir wissen, wie du aussiehst und wer du bist.“ Michael nickte ebenfalls zustimmend. Klaus ergänzte: „Ja, wir sind alle wissbegierig und möchten gerne mit dir diskutieren. Aber mit einem Kapuzenmann können und wollen wir nicht reden.“

Währenddessen war Julia immer näher an den Vermummten gerutscht, und plötzlich, ohne Vorwarnung, riss sie ihm die Kapuze weg. Er versuchte noch, diese festzuhalten, aber vergebens.

Da saß er nun, in sich zusammengesunken, und sah die anderen an. Er war nicht mehr jung, aber auch noch kein Greis. Seine Haare waren grau, fast weiß, und ganz kurz geschnitten, vielleicht auf fünf Millimeter. Seine blaugrauen Augen fixierten Julia und die anderen.

„Jetzt seid ihr aber stolz“, brummelte er. „Vor allem die Herrin Julia, die nur alles weiß, was ihr die evangelische Pfarrerin sagt. Euer Geschwätz klingt wirklich recht blöd. Ihr wisst nichts und seid auch noch stolz darauf, beweihräuchert euch selbst mit eurem Nichtwissen. Habt ein bisschen gelesen und ein wenig studiert und meint nun, mit eurem bisschen Verstand kämet ihr weiter. Bringt Definitionen, verwerft sie wieder, stellt erneut alles in Frage und kommt nicht weiter. Dreht euch im Kreise. Der Einzige, den man ein wenig ernst nehmen kann, ist Klaus. Er ist auf einer Spur, weiß nur selbst nicht, auf welcher.

Ich bin kein Gott und auch kein Prophet. Aber ich versuche, Dinge zu verstehen. So, wie Ihr das auch tut. Einiges habe ich gelesen, noch viel zu wenig, fürchte ich. Aber ich bin auf der Spur, und ich hoffe, dass ich noch vor dem Ende meines Lebens etwas weiter gekommen sein werde.

Ganz viel gebe ich auf Träume und Visionen. Träume haben wir jede Nacht, aber leider vergessen wir die meisten während des Lebens im Tagesbewusstsein. Ganz schlimme, ganz wichtige oder auch immer wiederkehrende behalten wir uns. Das geht bis in die Kindheit zurück. Aber es scheint möglich zu sein, bei genügender Konzentration Träume besser behalten zu können. Ich versuche, das zu üben. Dafür gibt es etliche Kniffe, Hilfsmittel und Techniken. Leider stellen die meisten Träume nur Verarbeitungen des Tages dar oder versuchen, Ängste und Begierden zu bewältigen oder auch Sehnsüchte zu stillen. Aber einige scheinen ganz besondere Bedeutung zu haben, da wird der Vorhang zum Jenseits ein wenig geöffnet. Wenn wir es lernen, diese Träume zu behalten, dann können wir sie analysieren und im Leben weiter kommen.

Also versuche ich, ein bewusster Träumer zu werden.

Außerdem bete ich regelmäßig zu Gott, zu meinem Gott. Zu dem einen Gott, der alles und daher auch mich erschaffen hat. Ich bete auf meine eigene Weise, die ich in meinem Leben gefunden habe oder besser ‚gefunden zu haben glaube‘. Ob diese Weise auf Dauer oder auch für andere die richtige ist, kann ich nicht sagen.

Und manchmal spricht Gott zu mir. Ihr könnt lächeln oder mich für verrückt halten, mich mit anderen Menschen vergleichen, die das auch von sich behaupten oder behauptet haben und die ihr wahrscheinlich auch belächelt oder für verrückt haltet. Was soll’s? Jeder muss seinen eigenen Weg finden und gehen. Aber wenn man will, hilft Gott dabei. Davon bin ich überzeugt; denn ich glaube fest daran.

Ich könnte noch vieles sagen, aber jetzt wäre es wahrscheinlich zu viel.

Also versuche ich, herauszufinden, was Gott von mir will.

Übrigens – wenn ihr es denn wollt: Mein Name ist Hans.“

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