„Oh, dort oben fliegt ein Silberreiher.“
„Nein, der sieht eher aus wie ein Fischreiher“.
„Er ist aber ganz weiß. Der Graureiher, auch Fischreiher genannt, ist ja viel dunkler, grau eben.“
„Es ist definitiv ein Fischreiher.“
„Aber warum ist er dann weiß?“
„Na ja, ganz weiß schaut er nicht aus. Neulich habe ich hier einen Goliathreiher gesehen.“
„Wirklich? Einen Goliathreiher?“
„Ha, natürlich. Er ist sehr groß. Deshalb heißt er ja Goliathreiher.“
„Aber den gibt es doch hier gar nicht.“
„Warum nicht? Er kommt halt nicht so häufig vor. Man muss halt Glück haben, wenn man ihn sehen will. Ganz früh aufstehen zum Beispiel.“
„Aber den gibt es fast ausschließlich in Afrika. Hier hat man ihn noch nie gesehen.“
„Papperlapapp. Ich weiß doch, was ich gesehen habe. Er war jedenfalls riesig.“
„Darf ich mich mal kurz einmischen? Ich habe zugehört. Reiher sind wirklich schöne Vögel. Aber noch viel schöner und seltener ist die Bergamsel.“
„Ach so, noch nie gehört.“
„Die Bergamsel kommt in den Bergen vor, wie der Name sagt. Aber wenn man sich auskennt, sieht man sie auch hier.“
„Wie sieht sie denn aus?“
„Na ja, wie eine Amsel. Nur etwas kleiner und schlanker.“
„Vielleicht war es ja ein Star.“
„Ich werde doch wohl noch einen Star von einer Amsel unterscheiden können.“
„Ach so, und wie?“
„Der Star ist glänzend und die Amsel mattschwarz.“
„Aber nur beim Männchen.“
„Wissen Sie, dass es über 170 Arten von Drosseln gibt? Und die Amseln gehören dazu.“
„Was? Drosseln? Das wäre ja noch schöner. Drosseln sind doch keine Amseln.“
„Zum Teil doch. Es gibt aber auch andere Drosseln. Sie gehören im Übrigen zu den Sperlingsvögeln.“
„Jetzt wird der Hund in der Pfanne verrückt. Sie bringen ja alles durcheinander.“
„Das tut mir leid. Ich habe es halt gelesen und erklärt bekommen.“
„Sie lesen?“
„Ja. Leider.“
„Dort oben sehen wir den Watzmann. Und den Braunkogel daneben.“
„Von hier? Neben dem Watzmann ist doch der Hochkalter. Der Braunkogel ist 50 km südwestlich vom Watzmann, zwischen Kitzbühel und Großglockner. Von hier können wir nur die Salzburger Alpen sehen. Und etwas weiter links daneben, den Dachstein.“
„Ich weiß doch, was ich sehe. Ich war viele Jahrzehnte im Alpenverein. Dort ist der Watzmann, und daneben sind seine Kinder. Und daneben ist der Braunkogel.“
„Lassen wir es gut sein. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Archiv der Kategorie: Wanderer
Wanderergespräch Nr. 2
WANDERERGESPRÄCH Nr. 2
„Hallo,Sie haben eine große Kamera. Sind Sie von der Presse?“
„Nein, ich fotografiere nur zum Spaß.“
„Zum Spaß? Warum zum Spaß? Ist das eine Spiegelreflexkamera?“
„Nein, es ist eine Bridgekamera. Aber sie ist sehr einfach zu bedienen und recht leistungsstark. Ich fotografiere damit gerne Blumen, Tiere und die Natur. Das macht mir Freude.“
„Eine Spiegelreflexkamera ist immer besser. Es gibt gar nichts Besseres. Ich habe heute nur eine ganz kleine Digitalkamera für die Hosentasche dabei. Aber zu Hause habe ich mehrere Spiegelreflexkameras mit riesigen Objektiven.“
„Ach so, nun, mir reicht meine Bridgekamera. Sie hat einen 65fachen optischen Zoom und war recht preiswert. Damit gelingen mir manchmal tolle Schnappschüsse.“
„Ach, papperlapapp. Eine Spiegelreflexkamera ist immer besser, natürlich auch teurer. Und für Zoomaufnahmen braucht man ein Stativ.“
„Ich wollte aber keine Spiegelreflexkamera und keine Wechselobjektive. Das ist mir alles viel zu umständlich. Meine Bridgekamera ist genau das Richtige für mich. Ich habe ein Stativ, aber ich fotografiere alles aus der Hand. Manchmal verwackelt es, aber meistens klappt es.“
„Sie können halt nicht richtig fotografieren. Fotografieren ist eine Kunst.“
„Meine Fotos werden regelmäßig in der Presse als Leserfotos veröffentlicht. Auch habe ich schon einen Fotowettbewerb gewonnen.“
„Ja, von diesen neumodischen Bridgekameras habe ich auch mehrere. Aber meine Fotoausrüstung hat über 40.000 EUR gekostet.“
„Toll, und was machen Sie damit?“
„Ich bin in einem ganz exklusiven Fotografenclub. Darin dürfen nur maximal 10 Personen sein. Alles ältere Herren und alles Künstler. Sehr exklusiv.“
„Ich bin beeindruckt. Und weiter?“
„Wir treffen uns einmal im Monat, tauschen unsere Erfahrungen aus und zeigen uns die besten Fotos.“
„Und was noch?“
„Was noch? Wir essen etwas, trinken ein wenig, rauchen Zigarre, und dann freuen wir uns auf das nächste Treffen.“
„Ach so.“
„Eine meiner besten modernen Kameras ist eine Nikon Z7. Kostet schlappe 5000 EUR. Natürlich habe ich auch Linhof Kameras. Die kommen mit Zubehör auf bis zu 10.000 EUR. Davon können Normalsterbliche nur träumen.“
„Sie sind also ein toller Mann?“
„Na ja, ich bin bescheiden. Man muss ja nicht alles gleich so heraushängen.“
„Nun, wenn nichts mehr steht, dann muss es ja hängen. Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag und noch viele schöne Fotogespräche.“
„Was? Wie bitte?“
Gespräch beim Wandern – Nr.1 –
WANDERERGESPRÄCH Nr. 1
„Hallo, kommen Sie auch von hier?“
„Nein, ich komme aus dem Norden.“
„Woher denn, bitteschön?“
„Aus Lübeck.“
„Ah, Lübeck ist eine schöne Stadt. Ich war mal früher dort. Ich kenne es gut. Kennen Sie das Wirtshaus Störtebeker?“
„Nein.“
„Und Sie wollen aus Lübeck sein? Und kennen den Störtebeker nicht? Der Störtebeker war doch mal das berühmteste Haus am Platze. Na ja, er war ziemlich teuer. Nur für die Besserverdienenden, würde man heute sagen. Ich habe dort Muscheln und Austern gegessen. Die besten Austern des Nordens. Nicht mal in der Bretagne sind sie so gut. Und ich war schon oft in der Bretagne. Auch nicht ganz billig, aber es lohnt sich. Und die Kultur erst. Die Dolmen und Menhire. Aber die kann ja nicht jeder kennen.“
„Ach so, es tut mir leid, dass ich Ihren Störtebeker nicht kenne. Lübeck ist ja eine größere Stadt. Da kann man nicht jedes Lokal kennen.“
„Aber ich bitte Sie. Den Störtebeker muss man kennen.“
„Eigentlich kenne ich meine Heimatstadt recht gut. Wann waren Sie denn da?“
„Na, ja, ist schon einige Jahre her. So in den 60er oder 70er Jahren, denke ich.“
„Ach Gott, da ging ich ja noch zur Schule. Das sind ja gut 50 Jahre. In dieser Zeit verändert sich auch die Gastronomie.“
„Na ja. Die Austern in der Bretagne waren auch ganz gut.“
„Und wann waren Sie dort?“
„1986. Das weiß ich sogar ganz genau. Zu unserer Silberhochzeit.“
„Das ist ja auch schon drei Jahrzehnte her. Die Qualität der Meeresfrüchte ist seitdem nicht besser geworden.“
„Na und? Gehören Sie etwa zu den Super-Gutmensch-Umweltverbessern? Ich hoffe nicht. Die Dolmen und Menhire stammen jedenfalls noch aus der Keltenzeit. Und stehen immer noch dort.“
„Ja, ich habe sie bei Asterix und Obelix gesehen“.
„Die waren damals auch da, glaube ich. Wir haben sie gesehen. Aber nur von Weitem.“
Der Wanderführer
Klaus war ein alter Wandersmann,
er trieb die Wanderer stets an:
„Ich war in dem Alpinverein,
bei mir, da muss es zügig sein.“
So wandert‘ er noch 14 Jahre,
danach lag er auf der Bahre.