Julia antwortet:

„‘Eine Frage‘, hast Du gesagt. Dabei waren es ganz viele Fragen! So leicht gehe ich Dir nicht auf den Leim! Aber ich will Dir gerne antworten, so gut ich kann. Und ich hoffe, dass ich mir dabei nicht selbst widerspreche.

Ich bin lutherisch-evangelisch. Also Protestantin, wie es so schön heißt. Ich glaube an das, was in der Bibel steht, an das Alte, vor allem aber an das Neue Testament. Aber ich glaube es nicht wörtlich, sondern nur sinngemäß. Vieles, was darin steht, ist, so sagt es unsere Pfarrerin auch, nur symbolisch zu verstehen. Die Texte der Bibel wurden ja von ganz unterschiedlichen Menschen zu ganz unterschiedlichen Zeiten verfasst. Natürlich von Männern, von alten dazu. Die Bibel ist ein Sammelsurium von Texten, die zum Teil jahrhundertelang verschollen waren, aus verschiedenen Sprachen in andere Sprachen übersetzt wurden, und bei denen wirklich vieles nicht wörtlich genommen werden darf.

Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn war oder ist, dass er für alle Menschen am Kreuz gestorben ist und wieder auferstand. Dass Christus gelebt hat, ist ja wohl auch geschichtlich bewiesen.

Ich glaube daran, dass gute Taten später einmal belohnt und schlechte bestraft werden. Also versuche ich, möglichst viel ‚Gutes‘ zu tun. Soweit ich das kann, natürlich. Da bin ich ganz ehrlich.

Ich glaube nicht an irgendwelche Heiligen, nicht an die sogenannte ‚Gottesmutter‘, nicht an die Sündenvergebung durch Geld an die Kirche, nicht an die sogenannten ‚Sakramente‘, also die Heiligkeit der Ehe, die Beichte beim Pfarrer und solchen Humbug. Auch nicht an die Unfehlbarkeit des Papstes. Ich glaube auch nicht an ‚Teufelsaustreibungen‘ und irgendwelche göttlichen ‚Wunder‘.

Das ist so ungefähr, woran ich glaube. Im Einzelfall muss ich halt Spezialisten befragen, unsere Pfarrerin z.B.“

4 Gedanken zu “Julia antwortet:

  1. Interessant…Aber wenn Julia an die Existenz eines „Sohn“ Gottes glaubt, also als eine reale, geschichtliche, nicht symbolische Existenz, so muss ja dieser Sohn von einer Mutter geboren worden sein. Da der Sohn Gottes auch als Gott oder als Inkarnation Gottes auf Erden angesehen wird, müsste es somit eine „Gottesmutter“ geben…Oder soll dieser fleischliche Christus aus dem Geist entstanden sein?

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    • Dazu ein interessanter Text von Pfarrer Achim Fürniss – besser könnte ich es auch nicht schreiben:

      Maria, die Mutter Jesu, kommt im evangelischen Glauben kaum vor. Obwohl sie als biblisches Zeugnis für das Geheimnis der Geburt Jesu gilt, spielt sie doch für das evangelische Glaubensleben eine eher untergeordnete Rolle. Vor allem in Abgrenzung zur katholischen Marienverehrung wird Maria in evangelischer Sicht oft nur als die Mutter Jesu gesehen, wie sie etwa in Krippenspielen zusammen mit ihrem Mann Joseph dargestellt wird.

      Dies ist eine Folge der reformatorischen Grundentscheidungen. Gegen den ausufernden Heiligenkult im Spätmittelalter betonte man in der Kirche der Reformation das „solus Christus“ (allein Christus). Allein auf Christus, die Heilige Schrift, den eigenen Glauben und die göttliche Gnade sollte der evangelische Glaube begründet sein. Was dieser Grundentscheidung widersprach, verlor seine Daseinsberechtigung in der evangelischen Kirche.

      So wurden etwa die altkirchliche Christologie mit ihren Bekenntnissen und die spätere Trinitätslehre als biblisch begründet anerkannt. Sie unterstreichen auf ihre Weise die ausschließliche Bedeutung Christi gemäß der Schrift.

      Anders verhielt es sich mit der Verehrung Marias. Wegen ihres „Glaubens und ihrer Demut“ (Philipp Melanchthon) sei sie ein Vorbild für den Glauben. Die Versöhnung mit Gott aber sei allein Christus zu verdanken. Maria dürfe auf keinen Fall seinen Platz einnehmen. Wie auch die Anrufung der Heiligen in der Reformation strikt abgelehnt wurde (vgl. Augsburger Bekenntnis, Artikel 21), so verschwand auch die Marienverehrung aus dem Glaubensalltag der evangelischen Kirche.

      Es fällt jedoch auf, dass Maria an keiner Stelle ausdrücklich aus dem Glaubensleben ausgeschlossen wurde. In der Reformation ging es wohl hauptsächlich um andere Themen. Und die Verehrung Marias gewann erst später in der katholischen Kirche ihre besondere Bedeutung (siehe Kasten Marienverehrung). Es verwundert deshalb nicht, dass sich bei den Reformatoren Äußerungen über Maria finden, die ‚gut katholisch’ klingen. Und manche alten Marienfeste findet man auch heute noch in evangelischen Festkalendern, sofern sie biblisch begründet sind (Mariä Lichtmeß, Verkündigung an Maria und Heimsuchung Mariens / vgl. Evangelisches Gesangbuch Nr. 840).

      Mit vielen Dogmen der katholischen Marienverehrung tut sich die evangelische Kirche dennoch schwer. In der Jungfrauengeburt Jesu sehen die evangelischen Ausleger vor allem die Erfüllung der Verheißung der Propheten. Lukas und Matthäus wollen in ihren Evangelien deutlich machen, dass Jesus der verheißene Messias ist. Eine immerwährende Jungfräulichkeit oder eine unbefleckte Empfängnis Mariens lässt sich mit der Schrift nur schwer begründen und macht die Vorstellung einer wahrhaften Menschwerdung Gottes schwierig. Wie könnte dies besser geschehen als in einer wirklichen Familie in ganz normalen Verhältnissen? Noch schwieriger wird es dabei mit der Vorstellung der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (Mariä Himmelfahrt) und der Einsetzung Marias als Himmelskönigin. Die damit verbundene Hingabe an Maria ist nach evangelischen Verständnis nicht nachvollziehbar und steht nur Christus und Gott allein zu.

      Maria – für die evangelische Kirche also kein Thema? Nicht unbedingt. Immer wieder wird gerade die Bedeutung der Weiblichkeit Marias für den Glauben betont. Ihre mütterlichen Züge sprechen auch evangelische Christen an und zeugen von einer tiefen innerlichen Sehnsucht. Und das Beispiel Marias steht für den Mut der biblischen Frauen für den Weg Gottes auch ganz eigene Wege zu gehen. Dennoch ist zu fragen, ob es nicht legitimer wäre, das einseitig maskuline Gottesbild der christlichen Tradition zu korrigieren und die weiblichen Elemente in der christliche Spiritualität neben die männlichen zu stellen, wo doch der biblische Gott der Schöpfer von beiden ist und die Gegensätze zwischen Mann und Frau überschreitet.

      Maria wird dabei in der ökumenischen Begegnung eine wichtige Rolle spielen, über die bisher noch nicht viel gesprochen wurde. An ihr wird sich die Bedeutung der Frauen für die Heilsgeschichte aufzeigen lassen, die das Geheimnis des Glaubens nicht nur bei Geburt Jesu, sondern auch bei der Auferstehung Christi als erste erkannten und verinnerlichten. Nicht die übermenschliche Verehrung Mariens ist dabei entscheidend, sondern ihre menschliche Hingabe, die sie zu einem Gefäß des göttlichen Geheimnisses werden ließ. (af)

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      • Danke für den interessanten Text. Darin erwähnt Pfarrer Fürniss allerdings auch, dass „das einseitig maskuline Gottesbild der christlichen Tradition zu korrigieren“ sei. Eigentlich sollte ja Gott kein Geschlecht haben. Da wir ihn jedoch im Christentum als „persönlichen“ Gott sehen, können wir ihn uns wohl nur als menschenähnlich und somit als Mann oder Frau denken. Im „Vaterunser“ wird er ja deutlich als Mann wahrgenommen. Aus dem Grunde finde es sehr wichtig, insbesondere für Frauen, auch eine „Muttergottes“ verehren zu dürfen. Carl Gustav Jung hat auch darauf hingewiesen, dass Maria symbolisch und psychologisch die Funktion einer „Schutzfrau der Menschheit“ darstellt. Die Figur der Jungfrau Maria erinnert mich an weibliche Göttinnen der vorchristlichen Religionen. Warum sollten diese ehemals für die Menschen so wichtigen weiblichen Mächte aus dem Christentum herausradiert werden? Nur um den Eindruck zu gewinnen, wir hätten das Heidentum überwunden? Wieder einmal Fragen…

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  2. Danke für Deine weibliche Antwort. Ob sie mit der Bibel vereinbar ist, das müssen die modernen Schriftgelehrten (oder Schriftgelehrtinnen) beurteilen. Aber gerade die liegen ja oft falsch: Selbst Jesus hat sie aus dem Tempel herausgejagt.
    Ein Mann hat damit weniger ein Problem: Er kann das „Vaterunser“ inbrünstig beten, und damit ist es gut. Wenn er dazu noch die 10 Gebote einigermaßen befolgt, ist er schon fast auf der sicheren Seite. Dazu kann er Gott persönlich anrufen, um Vergebung seiner Sünden bitten und auf seine Gnade hoffen. Gott lädt alle Menschen dazu ein. Die absolut wichtigste und unverzichtbare Voraussetzung dabei ist allerdings das 1. Gebot: „ICH bin der Herr Dein Gott – Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“
    Der Rest ist Auslegungssache. Aber es macht immer wieder Freude, darüber zu diskutieren und andere Menschen, seien sie männlich oder weiblich, zum Nachdenken und – vielleicht – zum Glauben anden EINEN Gott zu bewegen…

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