Die alte Mauer

Auf einer alten Mauer,
wo ich vor Jahren saß,
sitz‘ ich auch heut‘ voll Schauer
neben verdorrtem Gras.

Die Farben längst verschwunden,
alles bleich, feucht und schwer,
Visionen leichter Stunden,
wo kommen sie nur her?

Die Lieder längst verhallten,
manch liebe Stimme auch,
aus dunklen Mauerspalten
dringt modrig-dumpfer Hauch.

Er steigt, die Erde fliehend,
denn seine Zeit ist knapp,
und fällt, als Nebel ziehend,
dann matt und leer herab.

Einzelne Blätter fallen,
verbraucht und welk und braun,
es ist das Los von allen,
ich wag‘ nicht hinzuschau‘n.

Wie viele mussten sühnen
ein Leben lang, voll Schmach,
und mancher ward beschienen
vom Glück – auch er zerbrach.

Ein kühler Wind erhebt sich,
und ich sitz‘ hier –allein.
Bitterkeit überfällt mich,
der Abend bricht herein.

Dort bei der alten Mauer,
wo er vor Jahren saß,
ja, sieh nur hin, genauer:
Über ihm wächst schon Gras.

 

Rückblick aus dem Altersheim

Früher war alles viel besser,
das Essen, das Leben, der Krieg.
Wie plätscherten klar die Gewässer,
und stolz kämpfte man für den Sieg.
Man floh noch des Schullehrers Rute
und träumte so froh in der Not;
die Schurken bekamen die Knute,
man ehrte, weil hungrig, das Brot.
Man achtete noch die Gesetze
und diente stets treu und loyal,
verschloss seine Ohren der Hetze
von links, wie’s der Führer befahl.
Und dann ging es hart an das Aufbau’n,
fest nahm man die Schippe zur Hand;
mit ihr könnte heute man draufhau’n,
sieht man das Gesindel im Land.
Im Kopf haben sie hohle Flausen,
sind rot oder grün nebenbei;
zu zwölft sie in Bruchbuden hausen,
sie stinken, sind dreckig und frei.
Und dann erst die ganzen Kanaken,
der farbige Abschaum im Land,
man sollte am Kragen sie packen,
dann stellen wir sie an die Wand.
Wenn Krieg kommt, so muss es ihn geben,
wir werden ihn schon übersteh’n;
die Kinder, falls sie es erleben,
sie werden nach hinten dann seh’n;
denn:
Früher war alles viel besser,
das Essen das Leben, der Krieg.
Wie plätscherten klar die Gewässer,
und stolz kämpfte man für den Sieg.