Michaels Probleme mit der Frageliste

Michael bittet um Entschuldigung

„Lieber Klaus, lieber Berndt, auch bei Dir, Carlos und bei Dir, Julia, bitte ich um Vergebung für meine sogenannte ‚Liste‘.

Wenn ich mich recht erinnere, ging es vorher um den ‚freien Willen‘ und die Frage der ‚Schuld‘. Ich habe nur daran erinnern wollen, dass wir diesen Problemen nicht mit ‚praktischen Beispielen‘ beikommen können. Noch keinem der bisherigen Philosophen, Theologen oder Schriftsteller ist es gelungen, diese Probleme zu lösen. Hierfür wären allgemeine Antworten nötig, die es aber ganz offenbar nicht gibt.

Und dann zählte ich – nur beispielhaft – ganz viele Fragen auf, die aus meiner Sicht bisher unbeantwortet sind. Es ist mir klar, dass diese spontan gestellten Fragen von unterschiedlichem Gewicht sind und sich zum Teil auch überschneiden.

Wenn jetzt Klaus beginnt, diese ‚Frageliste‘ Punkt für Punkt abzuarbeiten, dann bekomme ich ein ganz seltsames Gefühl. Ich fühle mich schuldig; denn ich wollte dieses Gespräch nicht dominieren und in eine bestimmte Richtung bringen. Wer bin ich, dass ich mit meiner Frageliste die Probleme der gesamten Welt, des Universums und der Schöpfung insgesamt aufzählen und erfassen könnte?

Ich finde die Argumente von Klaus sehr interessant und scharfsinnig, aber – mit Verlaub – auch hier und da ein wenig flach.

Vom ‚guten oder bösen‘ Gott kommt er zu der Überlegung, ob die Menschen vielleicht Gehilfen Gottes bei der Bekämpfung des Satans sein könnten. ‚Satan‘ hat er zwar nicht explizit gesagt, wenn ich mich recht erinnere, aber es war so gemeint.

Dann war er müde, was ich nach solch komplizierten Ausführungen gut verstehe.

Und nach einem Einwand von unserem Bootslenker hat er dann am nächsten Tag die ‚Wahrheit‘ und die ‚Wirklichkeit‘ problematisiert und seine ganz persönliche Kurzdefinition dazu gegeben.

Weiterhin gibt es nach seiner Auffassung weder Raum noch Zeit; das scheinen alles Erfindungen ‚Gottes‘ zu sein, um den Menschen das Leben zu erleichtern. So ähnlich habe ich das verstanden.

Und dann gipfelte es in der Frage, ob es neben dem ‚Diesseits‘ und dem ‚Jenseits‘ noch ein ‚Anderes‘ gebe. Was immer das sein soll.

Jetzt soll es im Eilverfahren zu ‚Schuld‘ und ‚Sühne‘ gehen.

Wobei wir dann bei Dostojewski wären…

Lieber Klaus, bei allem Respekt, so kann das doch nicht gehen. Du hast selbst gesagt, dass Du froh bist, dass wir anderen auch da sind. Ich habe den Eindruck, wir müssten erst einmal alle tief Luft holen.

Niemand von uns scheint momentan irgendwie weiter zu kommen. Vielleicht hätte ich meine ‚Frageliste‘ niemals erwähnen sollen.“

Ein Gedanke zu “Michaels Probleme mit der Frageliste

  1. Ich denke, dass die Frageliste als Kompass oder Wegweiser auf der Suche hilfreich sein kann; vielleicht verstehen wir dann besser, wonach wir suchen sollten oder wo wir Antworten finden können. Andererseits mag ich Michaels Einwand, ob wir denn überhaupt in der Lage sind, alle Probleme der Schöpfung zu erfassen.

    Dieser Einwand deutet auf eine gewisse Demut hin, eine Haltung, die wir auf der Suche vielleicht haben sollten. Vielleicht kann man auch gar nicht in alle Richtungen auf einmal suchen und sollte sich auf Teilaspekte beschränken? Auf konkrete Fragen, die uns ganz besonders berühren?

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